
In einer unserer ersten Geschichten zur Geschichte Werdohls haben wir schon über den früheren Fischreichtum in der Lenne berichtet. Besonders eindrucksvoll zeigt sich dies in einer Geschichte die in den Kinder und Jugenderinnerungen von Pet. Wilh. Wiesermann der 1850 in Werdohl geboren ist nieder geschrieben wurde. Die „einfachen“ Bürger und Bauern durften in alten Zeiten nicht einfach an dem Flußufer angeln. Dieses Recht hatten Anfangs nur bestimmte adlige Familien die die Fischereirechte besaßen.
Viel später wurden diese Rechte an Nichtadlige Bürger und Bauern verkauft oder verpachtet. In den 1860er Jahren besaß der Fischmeister Kohlhage diese Rechte in einem großen Teil der Lenne. Wenn nicht jedes Jahr, so doch jedes 2. bis 3. Jahr wurde im Sommer ein sogenannter Großfischtag veranstaltet. Dazu wurde eine Bekanntmachung heraus gebracht, dass sich Interessierte an dem und dem Tag um 8:00 Uhr einzufinden haben. Entweder am Ufer des Steinwerth (ein Teil des heutigen Vossloh Geländes) oder an der Höllmecke (unterhalb Ütterlingsen).
Gewöhnlich nahmen 20 bis 25 Männer daran teil, in denen die Hälfte sich quer in den Fluss stellten und diesen mit einem langen Netz absperrten. Die andere Hälfte machte das selbe an dem anderen Treffpunkt. Nun rückten die beiden Kolonnen mit möglich viel Geräusch, um die Fische vor sich herzutreiben, allmählich gegeneinander vor. Als sie sich fast gegenüberstanden wurden die zusammen getriebenen Fische mit kleinen Netzen oder mit der Hand heraus geholt. Die erbeuteten Fische wurden dann auf einen großen Haufen zusammen geworfen und dann abgewogen bzw. verteilt.
Dem Fischmeister, der das Fischrecht besaß, fiel die Hälfte der ganzen Ertrages zu, die er dann auf dem Markt in Altena und Iserlohn verkaufte. Die andere den Mitwirkenden zu gleichen Teilen zufallende Hälfte wurde genau abgezählt. In den Erinnerungen des P.W. Wiesermann steht, dass jeder Teilnehmer bis zu 80 große Fische bekam. Ein Zeichen wie fischreich damals die Lenne war. Bild: Blick auf dem Steinwerth (im Vordergrund) wo sich ein Teil der „Fischer“ traf. Heute befindet sich ein Teil der Firma Vossloh auf dem Gelände.
- Geschichten zur Geschichte
- Teil 1 – Der lange Weg durch das Dorf
- Teil 2 – Die Sache mit den ….hagen
- Teil 3 – Als es noch „Kinderschützenfeste“ in Werdohl gab
- Teil 4 – Werdohl und sein Salzwerk
- Teil 5 – Wie ein Deal zwischen den beiden Kirchen eine alte Glocke rettete
- Teil 6 – Wo einst die Ritter hausten
- Teil 7 – Zurückgelassener Güterzug durfte geplündert werden
- Teil 8 – Beim Frauenschwimmen mussten die Zuschauer „geschützt“ werden
- Teil 9 – Alltag an der Dorfstraße, oder die Sache mit dem Besen
- Teil 10 – Aus Lenne und Verse frisch auf den Tisch
- Teil 11 – Wie die Königsburg zu ihrem Namen kam.
- Teil 12 – Von den „Dunkelmänner“ Werdohls
- Teil 13 – Bevor das Haus ein Rathaus wurde
- Teil 14 – Für Getränkenachschub wurde eine Flagge gehisst
- Teil 15 – Ein Hofgartendirektor und die ehemalige Parkanlage Funkenburg
- Teil 16 – Von einem Wirt der sein eigenes Baumaterial zurück kaufen musste
- Teil 17 – Fluch und Segen einer Handesstrasse
- Teil 18 – Der „anstrengende Weg“ eines Polizisten
- Teil 19 – „Glück auf“ auch in Werdohl
- Teil 20 – Zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung
- Teil 21 – Mensch und Tier bei Hochwasser auf engstem Raum
- Teil 22 – Über den Werdegang einer ungewöhnlichen Schule
- Teil 23 – Ein Fährmann in Werdohl
- Teil 24 – Das Waldversteck
- Teil 25 – Die verschwundenen Namen
- Teil 26 – Vom Mühlzwang und der königlichen Mühle
- Teil 27 – Ein „Berg“ wird bis zur Hälfte weg gesprengt
- Teil 28 – Als den Werdohlern das Bier brauen verboten wurde
- Teil 29 – Wie eine halbe Brücke eingeweiht wurde
- Teil 30 – Wie war das nochmal mit der Soppe/Zoppe
- Teil 31 – Feste feiern im Kaisersaal
- Teil 32 – Die Geschichte vom „Felixturm“
- Teil 33 – Was hat es mit den Haferkästen auf sich?
- Teil 34 – Wie der Busenhof zu seinem Namen kam?
- Teil 35 – Werdohl und seine „(un)heimlichen“ Gewässer
- Teil 36 – Ein kleines „Dorf“ in Ütterlingsen
- Teil 37 – Vom Dorfpolizist gab es mit dem Säbel „eins hinten drauf“
- Teil 38 – Ein Parkplatz auf dem Dach
- Teil 39 – Vom Großfischtag an der Lenne
- Teil 40 – Aus Dresel frisch auf dem Grafentisch
- Teil 41 – Der Einzelhandel in „alter“ Zeit
- Teil 42 – Ein Ortsteil der vielen Brücken und Wasserwege
- Teil 43 – Was es mit dem Zusatz „zur Post“ aus sich hat
- Teil 44 – Ein Bauernhof im Licht und Schatten der Geschichte
- Teil 45 – Die Wochenenden in vergangenen Zeiten
- Teil 46 – Kleine Koksstückchen brachten die ersehnte Wärme
- Teil 47 – Sportboote und Holzkähne auf der Lenne
- Teil 48 – Für etwas Süßes wurde nach Altmetall „geschürft“
- Teil 49 – Wie die Hebamme des Dorfes durch das Hochwasser kam
- Teil 50 – Ein ungewöhnliches Unternehmen im „Eisenhämmerland“
- Teil 51 – Der widerspenstige Gaul
- Teil 52 – Ein Hotel wird um eine Zimmerbreite verkleinert
- Teil 53 – Mit einem Trick den Dieb ermittelt
- Teil 54 – Rückblick auf ein Schützenfest
- Teil 55 – Aus dem Arbeitsleben eines Nachtwächters
- Teil 56 – Start in die Gastronomie mit Hindernissen
- Teil 57 – Lustige Stimmung im Wahllokal
- Teil 58 – Zwei Grundsteinlegungen für eine Kirche
- Teil 59 – Der Schnaps wurde durch die Reupe gereicht.
- Teil 60 – Der verschwundene Adelssitz
- Teil 61 – Der Name Borbet-Höhe hat sich nicht durchgesetzt