
„Wenn du zwei Eimer Koks gesammelt hast, kannst du zum Spielen gehen“. Diesen Satz haben nach dem 2. Weltkrieg viele Kinder in Eveking zu hören bekommen. In den 50er Jahren wurden in den meisten Wohnungen mit Festbrennstoffen der Ofen im Wohnzimmer und der Herd in der Küche geheizt. Nach dem Krieg waren diese aber rationiert und Kohlen gab es nur auf Bezugsschein.
Zu erhalten waren dann in der Regel sogenannte „Schlammkohle“ Diese bestand aus gemahlener Kohle oder Kohlenstaub mit Wasser vermischt. Die Schlammkohle wurde mit Pferdekarren angeliefert und vor den Häusern gekippt. Die Kohle lag dann wie ein Schlammberg vor dem Haus und musste in den Keller transportiert werden. Wenn man nicht schnell genug den Kohleschlamm in den Keller verstaut hatte, lief das trübe Kohlenwasser aus der Schlammkohle oft die Straßen Evekings herunter, so dass ganze Straßenzüge schwarz waren. Im Keller lief das Wasser ebenfalls aus dem Schlamm und bevor man sie gebrauchen konnte, musste das ganze Wasser abgeflossen sein.
Danach war die Schlammkohle hart und zum Heizen musste man einzelne Stücke herausschlagen um sie verwenden zu können. Nun hatte diese Schlammkohle aber keinen großen Brennwert und hatte überhaupt nicht für die gewünschte Wärme gesorgt. Findige Köpfe in Eveking fanden heraus, dass mit Koks vermischte Schlammkohle wesentlich besser brannte. Aber woher den Koks nehmen? Den gab es schließlich auch nur auf Bezugsschein. Von der Firma Carl Berg (später VDM Eveking) gab es früher eine Seilbahn zur Aschekippe zwischen Bremfeld und Ludemerter Weg. Die Öfen des Werkes wurden damals mit Koks geheizt und durch die Roste fielen haselnussgroße Brocken in die Asche. Mit der wurden sie zur Aschekippe per Seilbahn gefahren.
Dort scharrten Kinder, Jugendliche aber auch einige Erwachsene die Stücke heraus und trugen sie in Eimern nach Hause. Jeden Tag suchten dort viele Evekinger in der Asche nach dem wichtigen Brennmaterial, umso wenigstens etwas Wärme in die Wohnungen zu bekommen. In den meisten Fällen waren es aber Kinder die diese Aufgaben erledigen mussten bevor sie ihrer Freizeit nachgehen konnten. Die Aschekippe ist zwar jetzt überwachsen, aber wenn man genau hinsieht kann man hier und da noch ein paar Koksbrocken finden.
Bild: die Firma Carl Berg in Eveking. Vorne der Mast der Seilbahn mit der die Asche mit dem Koks zur Kippe transportiert wurde.
- Geschichten zur Geschichte
- Teil 1 – Der lange Weg durch das Dorf
- Teil 2 – Die Sache mit den ….hagen
- Teil 3 – Als es noch „Kinderschützenfeste“ in Werdohl gab
- Teil 4 – Werdohl und sein Salzwerk
- Teil 5 – Wie ein Deal zwischen den beiden Kirchen eine alte Glocke rettete
- Teil 6 – Wo einst die Ritter hausten
- Teil 7 – Zurückgelassener Güterzug durfte geplündert werden
- Teil 8 – Beim Frauenschwimmen mussten die Zuschauer „geschützt“ werden
- Teil 9 – Alltag an der Dorfstraße, oder die Sache mit dem Besen
- Teil 10 – Aus Lenne und Verse frisch auf den Tisch
- Teil 11 – Wie die Königsburg zu ihrem Namen kam.
- Teil 12 – Von den „Dunkelmänner“ Werdohls
- Teil 13 – Bevor das Haus ein Rathaus wurde
- Teil 14 – Für Getränkenachschub wurde eine Flagge gehisst
- Teil 15 – Ein Hofgartendirektor und die ehemalige Parkanlage Funkenburg
- Teil 16 – Von einem Wirt der sein eigenes Baumaterial zurück kaufen musste
- Teil 17 – Fluch und Segen einer Handesstrasse
- Teil 18 – Der „anstrengende Weg“ eines Polizisten
- Teil 19 – „Glück auf“ auch in Werdohl
- Teil 20 – Zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung
- Teil 21 – Mensch und Tier bei Hochwasser auf engstem Raum
- Teil 22 – Über den Werdegang einer ungewöhnlichen Schule
- Teil 23 – Ein Fährmann in Werdohl
- Teil 24 – Das Waldversteck
- Teil 25 – Die verschwundenen Namen
- Teil 26 – Vom Mühlzwang und der königlichen Mühle
- Teil 27 – Ein „Berg“ wird bis zur Hälfte weg gesprengt
- Teil 28 – Als den Werdohlern das Bier brauen verboten wurde
- Teil 29 – Wie eine halbe Brücke eingeweiht wurde
- Teil 30 – Wie war das nochmal mit der Soppe/Zoppe
- Teil 31 – Feste feiern im Kaisersaal
- Teil 32 – Die Geschichte vom „Felixturm“
- Teil 33 – Was hat es mit den Haferkästen auf sich?
- Teil 34 – Wie der Busenhof zu seinem Namen kam?
- Teil 35 – Werdohl und seine „(un)heimlichen“ Gewässer
- Teil 36 – Ein kleines „Dorf“ in Ütterlingsen
- Teil 37 – Vom Dorfpolizist gab es mit dem Säbel „eins hinten drauf“
- Teil 38 – Ein Parkplatz auf dem Dach
- Teil 39 – Vom Großfischtag an der Lenne
- Teil 40 – Aus Dresel frisch auf dem Grafentisch
- Teil 41 – Der Einzelhandel in „alter“ Zeit
- Teil 42 – Ein Ortsteil der vielen Brücken und Wasserwege
- Teil 43 – Was es mit dem Zusatz „zur Post“ aus sich hat
- Teil 44 – Ein Bauernhof im Licht und Schatten der Geschichte
- Teil 45 – Die Wochenenden in vergangenen Zeiten
- Teil 46 – Kleine Koksstückchen brachten die ersehnte Wärme
- Teil 47 – Sportboote und Holzkähne auf der Lenne
- Teil 48 – Für etwas Süßes wurde nach Altmetall „geschürft“
- Teil 49 – Wie die Hebamme des Dorfes durch das Hochwasser kam
- Teil 50 – Ein ungewöhnliches Unternehmen im „Eisenhämmerland“
- Teil 51 – Der widerspenstige Gaul
- Teil 52 – Ein Hotel wird um eine Zimmerbreite verkleinert
- Teil 53 – Mit einem Trick den Dieb ermittelt
- Teil 54 – Rückblick auf ein Schützenfest
- Teil 55 – Aus dem Arbeitsleben eines Nachtwächters
- Teil 56 – Start in die Gastronomie mit Hindernissen
- Teil 57 – Lustige Stimmung im Wahllokal
- Teil 58 – Zwei Grundsteinlegungen für eine Kirche
- Teil 59 – Der Schnaps wurde durch die Reupe gereicht.
- Teil 60 – Der verschwundene Adelssitz
- Teil 61 – Der Name Borbet-Höhe hat sich nicht durchgesetzt