
Wenn man in Werdohl vom Wintersohl spricht, werden sich viele noch an einem Haus an der Lenne mit dazugehörigem Bauernhof erinnern. Die in den neunziger Jahren Geborenen kennen Wintersohl als neu angelegtes Industriegebiet und nichts deutet darauf hin, dass hier mal eine kleine Ortschaft stand. Das Anwesen Wintersohl wurde bereits im Jahre 1388 erwähnt. Ein Ritter namens Engelbert Haver von Wintersohl verpflichtete sich beim Herzog von Berg wieder in die Gefangenschaft zurück zu kehren. Eine für diese Zeit übliche Methode. Ein Ritter der während einer Fehde gefangen genommen wurde, konnte nach Hause um das Lösegeld zu besorgen oder später wieder in die Gefangenschaft zu gehen, sollte er die Geldmittel nicht aufbringen können. Das Haus Wintersohl war lange Zeit in der Hand adliger Familien. Ein Graf von der Mark beschlagnahmte sogar mal kurzerhand das Haus Wintersohl, und gab es dem Ritter Heydenreich von Plettenberg. Das Haus wechselte später mehrere adlige Besitzer. Erst nach 1727 gelangte das Anwesen in verschiedene bürgerliche Hände und wurde 1862 Eigentum der Firma Gebrüder Brüninghaus. Das Gebäude bestand ursprünglich aus einem Haupthaus in Form eines Turmes mit mehreren Stockwerken. Dazu gehörten einige Nebengebäude die später auch als Bauernhof dienten. Der oberirdisch gelegene Keller war mit Schießscharten versehen und die Außenmauern waren bis zu zwei Meter dick. Die Anlage war mit Wassergräben zur besseren Verteidigung umgeben. Zum Rittergut gehörte eine Mühle an der Verse, sowie Jagd und Fischereirechte. In späteren Jahren wurde an dem Turmhaus ein Anbau angebracht und als Wohnhaus umgebaut. Mit diesem Anbau verschwand der mittelalterliche Charakter des Hauses. Ende des zwanzigsten Jahrhundert wurde das schon seit einigen Jahren leerstehende Haus abgerissen. Auf dem Gelände und den angrenzenden Wiesen des Rittersitzes wurde später ein Industriegebiet angesiedelt. Übrig geblieben ist von dem Rittersitz Wintersohl nichts mehr. Lediglich eine mit Eisen beschlagene Eichentür befindet sich im Ahehammer und trennt den Hammer vom Wasserrad. Die Tür wird noch benutzt, wenn bei Vorführungen der Wasserlauf des Teiches aktiviert wird. In Wintersohl selber ist nur noch eine kleine Mauer zu sehen, die damals als Stützmauer den Obstgarten des Bauernhofes von dem Fahrweg trennte.
- Geschichten zur Geschichte
- Teil 1 – Der lange Weg durch das Dorf
- Teil 2 – Die Sache mit den ….hagen
- Teil 3 – Als es noch „Kinderschützenfeste“ in Werdohl gab
- Teil 4 – Werdohl und sein Salzwerk
- Teil 5 – Wie ein Deal zwischen den beiden Kirchen eine alte Glocke rettete
- Teil 6 – Wo einst die Ritter hausten
- Teil 7 – Zurückgelassener Güterzug durfte geplündert werden
- Teil 8 – Beim Frauenschwimmen mussten die Zuschauer „geschützt“ werden
- Teil 9 – Alltag an der Dorfstraße, oder die Sache mit dem Besen
- Teil 10 – Aus Lenne und Verse frisch auf den Tisch
- Teil 11 – Wie die Königsburg zu ihrem Namen kam.
- Teil 12 – Von den „Dunkelmänner“ Werdohls
- Teil 13 – Bevor das Haus ein Rathaus wurde
- Teil 14 – Für Getränkenachschub wurde eine Flagge gehisst
- Teil 15 – Ein Hofgartendirektor und die ehemalige Parkanlage Funkenburg
- Teil 16 – Von einem Wirt der sein eigenes Baumaterial zurück kaufen musste
- Teil 17 – Fluch und Segen einer Handesstrasse
- Teil 18 – Der „anstrengende Weg“ eines Polizisten
- Teil 19 – „Glück auf“ auch in Werdohl
- Teil 20 – Zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung
- Teil 21 – Mensch und Tier bei Hochwasser auf engstem Raum
- Teil 22 – Über den Werdegang einer ungewöhnlichen Schule
- Teil 23 – Ein Fährmann in Werdohl
- Teil 24 – Das Waldversteck
- Teil 25 – Die verschwundenen Namen
- Teil 26 – Vom Mühlzwang und der königlichen Mühle
- Teil 27 – Ein „Berg“ wird bis zur Hälfte weg gesprengt
- Teil 28 – Als den Werdohlern das Bier brauen verboten wurde
- Teil 29 – Wie eine halbe Brücke eingeweiht wurde
- Teil 30 – Wie war das nochmal mit der Soppe/Zoppe
- Teil 31 – Feste feiern im Kaisersaal
- Teil 32 – Die Geschichte vom „Felixturm“
- Teil 33 – Was hat es mit den Haferkästen auf sich?
- Teil 34 – Wie der Busenhof zu seinem Namen kam?
- Teil 35 – Werdohl und seine „(un)heimlichen“ Gewässer
- Teil 36 – Ein kleines „Dorf“ in Ütterlingsen
- Teil 37 – Vom Dorfpolizist gab es mit dem Säbel „eins hinten drauf“
- Teil 38 – Ein Parkplatz auf dem Dach
- Teil 39 – Vom Großfischtag an der Lenne
- Teil 40 – Aus Dresel frisch auf dem Grafentisch
- Teil 41 – Der Einzelhandel in „alter“ Zeit
- Teil 42 – Ein Ortsteil der vielen Brücken und Wasserwege
- Teil 43 – Was es mit dem Zusatz „zur Post“ aus sich hat
- Teil 44 – Ein Bauernhof im Licht und Schatten der Geschichte
- Teil 45 – Die Wochenenden in vergangenen Zeiten
- Teil 46 – Kleine Koksstückchen brachten die ersehnte Wärme
- Teil 47 – Sportboote und Holzkähne auf der Lenne
- Teil 48 – Für etwas Süßes wurde nach Altmetall „geschürft“
- Teil 49 – Wie die Hebamme des Dorfes durch das Hochwasser kam
- Teil 50 – Ein ungewöhnliches Unternehmen im „Eisenhämmerland“
- Teil 51 – Der widerspenstige Gaul
- Teil 52 – Ein Hotel wird um eine Zimmerbreite verkleinert
- Teil 53 – Mit einem Trick den Dieb ermittelt
- Teil 54 – Rückblick auf ein Schützenfest
- Teil 55 – Aus dem Arbeitsleben eines Nachtwächters
- Teil 56 – Start in die Gastronomie mit Hindernissen
- Teil 57 – Lustige Stimmung im Wahllokal
- Teil 58 – Zwei Grundsteinlegungen für eine Kirche
- Teil 59 – Der Schnaps wurde durch die Reupe gereicht.
- Teil 60 – Der verschwundene Adelssitz
- Teil 61 – Der Name Borbet-Höhe hat sich nicht durchgesetzt