
Überall im deutschsprachigen Raum finden wir Gasthäuser oder Hotels mit der Bezeichnung „Zur Post“. In den seltensten Fällen befindet sich heute eine Poststelle in diesen Gebäuden. So auch in Werdohl. Dort wo heute das neue Gebäude der Stadtbücherei mit Geschäften steht, stand vorher das „Hotel zur Post“. Auch dort waren Geschäfte beheimatet, u.a. die Kaufhäuser Störmer und Küster. Der Vorgängerbau des Hotels hatte ebenfalls den Beinamen „Zur Post“. Nur das es sich hier nicht um ein Hotel gehandelt hatte, sondern um einen Gasthof. In früheren Zeiten durften nur die Gebäude den Zusatz „Post“ führen, die auch eine Verbindung zur Post hatten.
In Werdohl hatte der Gastwirt Peter Casper Eick seit dem Jahre 1833 einen Gasthof. Im Jahre 1846 wurde in diesem Gasthaus die erste Poststelle für das Kirchdorf Werdohl eingerichtet. Seit diesem Jahr führte das Gasthaus den Namen „Zur Post“. Dieser Zustand hört auf, als der Umfang des Postdienstgeschäftes eine Trennung und damit eine Verlegung der Postdiensträume in andere Gebäude erforderlich machte. In Werdohl siedelte man die Post einfach in einem Nachbargebäude des Gasthofs zur Post. An diesem Gebäude war auch der erste Briefkasten Werdohls installiert. Nachdem das neue kaiserliche Postamt ein paar Meter Richtung Christuskirche gebaut wurde, befand sich dort eine Gastwirtschaft die den Namen „zum Briefkasten“ bekam. Später nannte man sie „zur Poststube“, die noch viele Werdohler kennen. Nun hatte aber so eine Poststelle nicht nur etwas mit Briefen und Paketen zu tun. Die Poststelle war auch Haltepunkt für den Postkutschenverkehr nach Balve und Neuenrade.
Im Hinterhof des Gasthofs waren Ställe vorhanden. Dort wurden die Pferde zum Wechseln untergestellt. Auch einen Personenpostwagen als Ersatz war dort vorhanden. Im Jahre 1912 fuhr der letzte Boten- bzw. Personenpostwagen nach Balve, und 1917 ging die letzte Reise nach Neuenrade. Selbstverständlich war bei der letzten Fahrt der Postkutsche das ganze Dort auf den Beinen. Die Pferde und die Kutsche wurden geschmückt und die Werdohler verabschiedeten die Postkutsche in ihrem besten Sonntagszwirn. Die alten Gebäude sind längst verschwunden und der dortige Neubau erinnert nicht an diese für Werdohl wichtige Zeit. Man hat den Parkplatz hinter dem Gebäude dort wo einst die Ställe waren den Namen „Zur alten Post“ gegeben.
So wird weiter an die Gegebenheit mit der Post erinnert. Es macht manchmal auch Sinn einen Parkplatz einen Namen zu geben.
Bild: festliche geschmückte Postkutsche für die letzte Fahrt
- Geschichten zur Geschichte
- Teil 1 – Der lange Weg durch das Dorf
- Teil 2 – Die Sache mit den ….hagen
- Teil 3 – Als es noch „Kinderschützenfeste“ in Werdohl gab
- Teil 4 – Werdohl und sein Salzwerk
- Teil 5 – Wie ein Deal zwischen den beiden Kirchen eine alte Glocke rettete
- Teil 6 – Wo einst die Ritter hausten
- Teil 7 – Zurückgelassener Güterzug durfte geplündert werden
- Teil 8 – Beim Frauenschwimmen mussten die Zuschauer „geschützt“ werden
- Teil 9 – Alltag an der Dorfstraße, oder die Sache mit dem Besen
- Teil 10 – Aus Lenne und Verse frisch auf den Tisch
- Teil 11 – Wie die Königsburg zu ihrem Namen kam.
- Teil 12 – Von den „Dunkelmänner“ Werdohls
- Teil 13 – Bevor das Haus ein Rathaus wurde
- Teil 14 – Für Getränkenachschub wurde eine Flagge gehisst
- Teil 15 – Ein Hofgartendirektor und die ehemalige Parkanlage Funkenburg
- Teil 16 – Von einem Wirt der sein eigenes Baumaterial zurück kaufen musste
- Teil 17 – Fluch und Segen einer Handesstrasse
- Teil 18 – Der „anstrengende Weg“ eines Polizisten
- Teil 19 – „Glück auf“ auch in Werdohl
- Teil 20 – Zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung
- Teil 21 – Mensch und Tier bei Hochwasser auf engstem Raum
- Teil 22 – Über den Werdegang einer ungewöhnlichen Schule
- Teil 23 – Ein Fährmann in Werdohl
- Teil 24 – Das Waldversteck
- Teil 25 – Die verschwundenen Namen
- Teil 26 – Vom Mühlzwang und der königlichen Mühle
- Teil 27 – Ein „Berg“ wird bis zur Hälfte weg gesprengt
- Teil 28 – Als den Werdohlern das Bier brauen verboten wurde
- Teil 29 – Wie eine halbe Brücke eingeweiht wurde
- Teil 30 – Wie war das nochmal mit der Soppe/Zoppe
- Teil 31 – Feste feiern im Kaisersaal
- Teil 32 – Die Geschichte vom „Felixturm“
- Teil 33 – Was hat es mit den Haferkästen auf sich?
- Teil 34 – Wie der Busenhof zu seinem Namen kam?
- Teil 35 – Werdohl und seine „(un)heimlichen“ Gewässer
- Teil 36 – Ein kleines „Dorf“ in Ütterlingsen
- Teil 37 – Vom Dorfpolizist gab es mit dem Säbel „eins hinten drauf“
- Teil 38 – Ein Parkplatz auf dem Dach
- Teil 39 – Vom Großfischtag an der Lenne
- Teil 40 – Aus Dresel frisch auf dem Grafentisch
- Teil 41 – Der Einzelhandel in „alter“ Zeit
- Teil 42 – Ein Ortsteil der vielen Brücken und Wasserwege
- Teil 43 – Was es mit dem Zusatz „zur Post“ aus sich hat
- Teil 44 – Ein Bauernhof im Licht und Schatten der Geschichte
- Teil 45 – Die Wochenenden in vergangenen Zeiten
- Teil 46 – Kleine Koksstückchen brachten die ersehnte Wärme
- Teil 47 – Sportboote und Holzkähne auf der Lenne
- Teil 48 – Für etwas Süßes wurde nach Altmetall „geschürft“
- Teil 49 – Wie die Hebamme des Dorfes durch das Hochwasser kam
- Teil 50 – Ein ungewöhnliches Unternehmen im „Eisenhämmerland“
- Teil 51 – Der widerspenstige Gaul
- Teil 52 – Ein Hotel wird um eine Zimmerbreite verkleinert
- Teil 53 – Mit einem Trick den Dieb ermittelt
- Teil 54 – Rückblick auf ein Schützenfest
- Teil 55 – Aus dem Arbeitsleben eines Nachtwächters
- Teil 56 – Start in die Gastronomie mit Hindernissen
- Teil 57 – Lustige Stimmung im Wahllokal
- Teil 58 – Zwei Grundsteinlegungen für eine Kirche
- Teil 59 – Der Schnaps wurde durch die Reupe gereicht.
- Teil 60 – Der verschwundene Adelssitz
- Teil 61 – Der Name Borbet-Höhe hat sich nicht durchgesetzt