
Die meisten Werdohlerinnen und Werdohler wissen, dass das Gebäude in dem das jetzige Rathaus untergebracht wurde nicht als Rathaus geplant war. Werdohler Fabrikanten mussten für ihre benötigten Arbeiterschaft ausreichend Wohnraum zur Verfügung stellen. Und so wurde das Gebäude als Ledigenheim konzipiert. Aber die wenigsten wissen vielleicht wie so ein Ledigenheim aussah und über welche Einrichtungen diese verfügte. Die damals gegründetet Baugenossenschaft ließ durch die Iserlohner Architekten Brüninghaus & Helmuth ein großes Heim mit Speiseraum für ledige Arbeiter errichten. Die Unterbringung lediger Arbeiter in Kost und Logis in Privathäusern wurde von Jahr zu Jahr immer schwieriger. Die Logisverhältnisse haben nach dem damaligen Sprachgebrauch zu „gesundheitlichen und sittlichen“ Bedenken geführt. So konnte 1912 dort Richtfest gefeiert werden. Das neue Ledigenheim enthielt 92 Zimmer zu 1, 2 und 3 Betten mit im ganzen 145 Betten. (54 Zimmer zu 1, 23 zu 2 und 15 zu 3 Betten). Jedes Zimmer hatte Zentralheizung und elektrisches Beleuchtung, Tisch und abschließbaren Schrank für jeden Bewohner und Wascheinrichtung mit fließendem Wasser. Im Erdgeschoss befand sich ein großer Speisesaal und ein Lesezimmer. Der Speisesaal war dort, wo sich heute der Ratssaal befindet. Die gesammten Wirtschaftsräume mit Dampf-Kochanlage, der Wohnung des Hausvaters, der Angestellten, den Vorratsräumen etc. sind getrennt angeordnet worden. So die damalige Beschreibung. In dem geräumigen Kellergeschoss befand sich eine Badeanstalt, bestehend aus Wannen, Brause und Dampfbädern, ferner eine maschinelle Waschanstalt. Diese Badeeinrichtungen konnten auch Bewohner des Dorfes Werdohl in Anspruch nehmen, die nicht über diese Annehmlichkeiten verfügten. Gegenüber des Hauses befand sich eine Wiese, die für Fußball und andere Sportarten genutzt werden konnte. Aus dieser „Sport“wiese ist der Rathaus Parkplatz geworden. Die Gesamtkosten für das Gebäude mit den umliegenden Anlagen wurde auf 180 000 Mark beziffert. Alle Fabrikanten die sich an die Kosten beteiligt haben, hatten Anspruch auf die entsprechende Anzahl Betten. Allein die Firma Brüninghaus hat für einen viertel der Kosten die Garantie übernommen, und konnte dementsprechend viele Arbeiter dort unterbringen. Man sieht, das auch ein Gebäude eine wechselvolle Geschichte haben kann.
- Geschichten zur Geschichte
- Teil 1 – Der lange Weg durch das Dorf
- Teil 2 – Die Sache mit den ….hagen
- Teil 3 – Als es noch „Kinderschützenfeste“ in Werdohl gab
- Teil 4 – Werdohl und sein Salzwerk
- Teil 5 – Wie ein Deal zwischen den beiden Kirchen eine alte Glocke rettete
- Teil 6 – Wo einst die Ritter hausten
- Teil 7 – Zurückgelassener Güterzug durfte geplündert werden
- Teil 8 – Beim Frauenschwimmen mussten die Zuschauer „geschützt“ werden
- Teil 9 – Alltag an der Dorfstraße, oder die Sache mit dem Besen
- Teil 10 – Aus Lenne und Verse frisch auf den Tisch
- Teil 11 – Wie die Königsburg zu ihrem Namen kam.
- Teil 12 – Von den „Dunkelmänner“ Werdohls
- Teil 13 – Bevor das Haus ein Rathaus wurde
- Teil 14 – Für Getränkenachschub wurde eine Flagge gehisst
- Teil 15 – Ein Hofgartendirektor und die ehemalige Parkanlage Funkenburg
- Teil 16 – Von einem Wirt der sein eigenes Baumaterial zurück kaufen musste
- Teil 17 – Fluch und Segen einer Handesstrasse
- Teil 18 – Der „anstrengende Weg“ eines Polizisten
- Teil 19 – „Glück auf“ auch in Werdohl
- Teil 20 – Zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung
- Teil 21 – Mensch und Tier bei Hochwasser auf engstem Raum
- Teil 22 – Über den Werdegang einer ungewöhnlichen Schule
- Teil 23 – Ein Fährmann in Werdohl
- Teil 24 – Das Waldversteck
- Teil 25 – Die verschwundenen Namen
- Teil 26 – Vom Mühlzwang und der königlichen Mühle
- Teil 27 – Ein „Berg“ wird bis zur Hälfte weg gesprengt
- Teil 28 – Als den Werdohlern das Bier brauen verboten wurde
- Teil 29 – Wie eine halbe Brücke eingeweiht wurde
- Teil 30 – Wie war das nochmal mit der Soppe/Zoppe
- Teil 31 – Feste feiern im Kaisersaal
- Teil 32 – Die Geschichte vom „Felixturm“
- Teil 33 – Was hat es mit den Haferkästen auf sich?
- Teil 34 – Wie der Busenhof zu seinem Namen kam?
- Teil 35 – Werdohl und seine „(un)heimlichen“ Gewässer
- Teil 36 – Ein kleines „Dorf“ in Ütterlingsen
- Teil 37 – Vom Dorfpolizist gab es mit dem Säbel „eins hinten drauf“
- Teil 38 – Ein Parkplatz auf dem Dach
- Teil 39 – Vom Großfischtag an der Lenne
- Teil 40 – Aus Dresel frisch auf dem Grafentisch
- Teil 41 – Der Einzelhandel in „alter“ Zeit
- Teil 42 – Ein Ortsteil der vielen Brücken und Wasserwege
- Teil 43 – Was es mit dem Zusatz „zur Post“ aus sich hat
- Teil 44 – Ein Bauernhof im Licht und Schatten der Geschichte
- Teil 45 – Die Wochenenden in vergangenen Zeiten
- Teil 46 – Kleine Koksstückchen brachten die ersehnte Wärme
- Teil 47 – Sportboote und Holzkähne auf der Lenne
- Teil 48 – Für etwas Süßes wurde nach Altmetall „geschürft“
- Teil 49 – Wie die Hebamme des Dorfes durch das Hochwasser kam
- Teil 50 – Ein ungewöhnliches Unternehmen im „Eisenhämmerland“
- Teil 51 – Der widerspenstige Gaul
- Teil 52 – Ein Hotel wird um eine Zimmerbreite verkleinert
- Teil 53 – Mit einem Trick den Dieb ermittelt
- Teil 54 – Rückblick auf ein Schützenfest
- Teil 55 – Aus dem Arbeitsleben eines Nachtwächters
- Teil 56 – Start in die Gastronomie mit Hindernissen
- Teil 57 – Lustige Stimmung im Wahllokal
- Teil 58 – Zwei Grundsteinlegungen für eine Kirche
- Teil 59 – Der Schnaps wurde durch die Reupe gereicht.
- Teil 60 – Der verschwundene Adelssitz
- Teil 61 – Der Name Borbet-Höhe hat sich nicht durchgesetzt