
Schon immer lebten die Menschen in Werdohl gut und gerne mit und von dem Fluss. An den Ufern der Lenne standen die Frauen und wuschen die Wäsche, die anschließend zum Trocknen auf den Wiesen zum bleichen ausgebreitet wurden. Wo sich heute der Parkplatz an der Goethestrasse befindet, war die größte Wiese des Dorfes und dort versammelten sich die Frauen des Dorfes bei der großen Wäsche. Der Fluss gab aber auch Nahrung für die Dorfgemeinschaft.
Damals war der Fischreichtum noch größer und die Fischerei sorgte für ein wenig Abwechslung auf dem Speiseplan. Zwar durften nur die Inhaber der Fischereirechte dort fischen, aber das was diese nicht selber benötigten wurde zum Verkauf angeboten. Für die Kinder des Dorfes war die Lenne im Hochsommer die einzige Bademöglichkeit um der Hitze etwas zu entkommen. Zu der Zeit war die Lenne in jedem Winter zugefroren, und man nutzte die Eisfläche für manche Eissportarten.
Setzte das Tauwetter ein, wurde es schon gefährlicher. Auf der alten Stadtbrücke standen einige Männer Wache und beobachten das Eis. Wenn bei Tauwetter die Eismassen der Lenne in Bewegung kamen, klang der Warnruf „ Ihs geiht“. Dann eilten die Bürger mit Feuerhaken zum Brückenschutz. Man musste aufpassen, dass die Eisplatten nicht die Brückenpfeiler beschädigten. Da die alte Stadtbrücke viele Bögen und Pfeiler hatte, wurde bei Hochwasser der Durchfluss des Wassers erschwert. Hinzu kam noch das Schmelzwasser aus den umliegenden Flüsse und Bäche.
Dann waren die Häuser vor allen Dingen am Sand und in der Ruhr (heute Goethestrasse) vom Hochwasser bedroht. Aus diesem Grund waren viele Häuser am Sand so gebaut, dass die eigentliche Wohnung im ersten Stock lag. In der unteren Etage war Kleinvieh wie Hühner, Gänse oder Ziegen untergebracht. In früheren Zeiten kam das Hochwasser jedes Jahr ohne Ausnahme. In ganz schlimmen Fällen stand das Hochwasser selbst bis am Busenhof und im alten Dorf. Wenn die Lenne also wieder ihr Bett verlies und über die Ufer trat, wurden schnell die Tiere aus der unteren Etage in den Wohnbereich des ersten Stockes hochgetragen. So mussten manchen Bewohner der Hochwassergebiete ein paar Tage mit den Tieren zusammen in einer Wohnung leben. Erst mit dem Bau der zahlreichen Talsperren im Sauerland bekam man das Hochwasser unter Kontrolle.
Bild: Das Haus stand „Am Sand“. Unten lebte das Kleinvieh und oben wurde gewohnt. Bei Hochwasser wurden die wertvollen Habseligkeiten und die Tiere nach oben getragen. Das Haus ist Ende der 1930er Jahre abgerissen worden. Es stand da, wo sich heute in etwas „Wurst Wagner“ befindet. Im Hintergrund sieht man die Rückfront des ehemaligen Hotels Quitmann. (heute Keinecke)
- Geschichten zur Geschichte
- Teil 1 – Der lange Weg durch das Dorf
- Teil 2 – Die Sache mit den ….hagen
- Teil 3 – Als es noch „Kinderschützenfeste“ in Werdohl gab
- Teil 4 – Werdohl und sein Salzwerk
- Teil 5 – Wie ein Deal zwischen den beiden Kirchen eine alte Glocke rettete
- Teil 6 – Wo einst die Ritter hausten
- Teil 7 – Zurückgelassener Güterzug durfte geplündert werden
- Teil 8 – Beim Frauenschwimmen mussten die Zuschauer „geschützt“ werden
- Teil 9 – Alltag an der Dorfstraße, oder die Sache mit dem Besen
- Teil 10 – Aus Lenne und Verse frisch auf den Tisch
- Teil 11 – Wie die Königsburg zu ihrem Namen kam.
- Teil 12 – Von den „Dunkelmänner“ Werdohls
- Teil 13 – Bevor das Haus ein Rathaus wurde
- Teil 14 – Für Getränkenachschub wurde eine Flagge gehisst
- Teil 15 – Ein Hofgartendirektor und die ehemalige Parkanlage Funkenburg
- Teil 16 – Von einem Wirt der sein eigenes Baumaterial zurück kaufen musste
- Teil 17 – Fluch und Segen einer Handesstrasse
- Teil 18 – Der „anstrengende Weg“ eines Polizisten
- Teil 19 – „Glück auf“ auch in Werdohl
- Teil 20 – Zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung
- Teil 21 – Mensch und Tier bei Hochwasser auf engstem Raum
- Teil 22 – Über den Werdegang einer ungewöhnlichen Schule
- Teil 23 – Ein Fährmann in Werdohl
- Teil 24 – Das Waldversteck
- Teil 25 – Die verschwundenen Namen
- Teil 26 – Vom Mühlzwang und der königlichen Mühle
- Teil 27 – Ein „Berg“ wird bis zur Hälfte weg gesprengt
- Teil 28 – Als den Werdohlern das Bier brauen verboten wurde
- Teil 29 – Wie eine halbe Brücke eingeweiht wurde
- Teil 30 – Wie war das nochmal mit der Soppe/Zoppe
- Teil 31 – Feste feiern im Kaisersaal
- Teil 32 – Die Geschichte vom „Felixturm“
- Teil 33 – Was hat es mit den Haferkästen auf sich?
- Teil 34 – Wie der Busenhof zu seinem Namen kam?
- Teil 35 – Werdohl und seine „(un)heimlichen“ Gewässer
- Teil 36 – Ein kleines „Dorf“ in Ütterlingsen
- Teil 37 – Vom Dorfpolizist gab es mit dem Säbel „eins hinten drauf“
- Teil 38 – Ein Parkplatz auf dem Dach
- Teil 39 – Vom Großfischtag an der Lenne
- Teil 40 – Aus Dresel frisch auf dem Grafentisch
- Teil 41 – Der Einzelhandel in „alter“ Zeit
- Teil 42 – Ein Ortsteil der vielen Brücken und Wasserwege
- Teil 43 – Was es mit dem Zusatz „zur Post“ aus sich hat
- Teil 44 – Ein Bauernhof im Licht und Schatten der Geschichte
- Teil 45 – Die Wochenenden in vergangenen Zeiten
- Teil 46 – Kleine Koksstückchen brachten die ersehnte Wärme
- Teil 47 – Sportboote und Holzkähne auf der Lenne
- Teil 48 – Für etwas Süßes wurde nach Altmetall „geschürft“
- Teil 49 – Wie die Hebamme des Dorfes durch das Hochwasser kam
- Teil 50 – Ein ungewöhnliches Unternehmen im „Eisenhämmerland“
- Teil 51 – Der widerspenstige Gaul
- Teil 52 – Ein Hotel wird um eine Zimmerbreite verkleinert
- Teil 53 – Mit einem Trick den Dieb ermittelt
- Teil 54 – Rückblick auf ein Schützenfest
- Teil 55 – Aus dem Arbeitsleben eines Nachtwächters
- Teil 56 – Start in die Gastronomie mit Hindernissen
- Teil 57 – Lustige Stimmung im Wahllokal
- Teil 58 – Zwei Grundsteinlegungen für eine Kirche
- Teil 59 – Der Schnaps wurde durch die Reupe gereicht.
- Teil 60 – Der verschwundene Adelssitz
- Teil 61 – Der Name Borbet-Höhe hat sich nicht durchgesetzt