Bevor die Stadt Neuenrade gegründet wurde, bestand die Bauernschaft „Rade“ oder auch „Rode“ nur aus fünf Höfen. Diese fünf Höfe gehörten noch zum Kirchspiel Werdohl.

Im Jahre 1353 gründete Graf Engelbert III. von der Mark in der Nähe der Bauernschaft die Stadt Neuenrade. Das neu gegründete Neuenrade sollte als Grenzbefestigung zu der benachbarten Grafschaft Arnsberg dienen. Die Bewohner der Bauernschaft wurden „gezwungen“ sich in der neuen Stadt anzusiedeln. Werdohler Bauern mussten beim Bau der Stadt mithelfen, seien es nun direkt beim Bau der Stadt oder durch Gespanndienste. Wie im späten Mittelalter üblich bekamen die Bewohner einer Stadt bestimmt Rechte und Vorteile. Die ehemalige Gleichheit zwischen den Bauern Werdohls und der Bauernschaft Rade war mit dem Bau der Stadt dahin. Jede Stadt hatte verschiedene Privilegien. Ziel dieser Privilegien war es neue Bewohner in die Stadt zu locken, bzw. die Wirtschaftskraft und die dadurch erzielten Steuereinnahmen zu stärken.

Heute würde man es Subventionen nennen. Zu jener Zeit hatte fast jeder Bauer in Werdohl und Umgebung sein eigenes Bier gebraut. Das war so selbstverständlich wie die Felder zu bestellen oder das Vieh auf die Weiden zu treiben. Mit ihrer Gründung bekam die Stadt Neuenrade unter anderem das Brauprivileg. Das heißt, die Werdohler Bauern durften kein eigenes Bier mehr brauen, sondern mussten es in Neuenrade erwerben. Wenn man sich die Entfernung und die damalige Möglichkeit nach Neuenrade zu gelangen vorstellt, hat dies sicher nicht zur Begeisterung der Werdohler Bauern geführt.

Da Neuenrade immer noch zum Kirchspiel Werdohl gehörte, hat man sich im Gegenzug dagegen gewehrt, dass Gottesdienste und Beerdigungen in Neuenrade abgehalten werden konnten. Dafür mussten die Neuenrader jedes Mal den Weg nach Werdohl auf sich nehmen. Ob diese Weigerung der Werdohler im Zusammenhang mit dem Bierbrauverbot stand, oder man sich nur die Einnahmen in die Kirchenkasse sichern wollte ist nicht bekannt.