80 Jahre Stadt Werdohl – Eine Erinnerung –

Die Anfänge der kommunalen Selbstverwaltung

Historisch betrachtet gehörte seit dem Mittelalter Werdohl verwaltungstechnisch zum Amt Neuenrade. Das lag daran, dass mit der Gründung der Stadt Neuenrade die Grafen von der Mark der Stadt zu deren Stärkung einige Privilegien gegeben hatten. Dazu gehörte auch die Verwaltung der umliegenden Ortschaften und Kirchspiele. Auch wenn Neuenrade zum Kirchspiel Werdohl gehörte, war der Amtssitz des Drosten (eine Art oberster Verwaltungsbeamter) die Burg in Neuenrade.

Gebietsmäßig war Werdohl schon immer größer als Neuenrade und auch die Einwohnerzahl war in Werdohl deutlich höher. Das steigerte sich nochmals mit dem Bau der Ruhr Sieg Strecke und der dadurch resultierenden Industrialisierung an Lenne und Verse.

In Werdohl wurde eine kleine „Zweigstelle“ einer Ortsverwaltung aufgebaut damit einige Aufgaben direkt vor Ort ausgeübt werden konnten.  Der Chef dieser ersten Verwaltung führte den Titel Amtmann und er führte auch die Gemeindevertretung an.

Im Dezember 1927 wurde die aus dem Jahre 1856 bestehende westfälische Landgemeindeordnung geändert, und der Leiter der Verwaltung eines westfälischen Amtes führte statt der Bezeichnung Amtmann die Dienstbezeichnung Bürgermeister. Damit hatte Werdohl erstmalig in seiner Geschichte einen Bürgermeister.

Durch den ständigen Anstieg an Einwohnern wurden viele Einrichtungen errichtet, so dass Werdohl schon früh einen städtischen Charakter bekam. Sei es nun den Bau eines Krankenhauses, einer Amtssparkasse, Sportstätten oder den Aufbau von ausreichenden Arbeitsplätzen durch die immer größer werdende Industrie.

 

Vorarbeiten zur Stadtwerdung in der Weimarer Republik

Der Amtmann und spätere Bürgermeister Hohendahl sowie die Gemeindevertretung visierte schon während der Weimarer Republik als Ziel seiner und ihrer Politik die Stadtwerdung Werdohls an.

Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht kamen wurden alle Gemeinde- und Amtsvertreter die nicht Mitglied der NSDAP waren aus ihren Ämtern entfernt und durch eigene Parteimitglieder ersetzt. So wurde auch der gewählte Bürgermeister Hohendahl von den Nazis vertrieben und führten nun die schon ausgearbeiteten Pläne zur Stadtwerdung durch. Sie schmückten sich mit der Arbeit anderer.

 

Vermengung von Stadtwerdung und Parteijubiläum

Normalerweise dauert die Bearbeitungszeit eines Antrages zur Stadtwerdung einige Monate, wenn nicht gar Jahre. Alles wird von den obersten Regierungsbehörden genau geprüft, ob auch wirklich alle Voraussetzungen für eine Stadt erfüllt sind.

Die Nationalsozialisten wollten aber die Stadtwerdung mit ihrem 10 jährigen Bestehen der NSDAP Ortsgruppe verbinden.  So wurde der offiziell erst am  12.03.1936 gestellte Antrag bereits einen Monat später positiv beschieden und Werdohl am 19.04.1936 die Stadtrechte zugesprochen.

Die Feierlichkeiten wurden aber nicht am Tag der Stadtwerdung abgehalten sondern mussten auf den 25. April verschoben werden. Werdohl war zum 19. April wie viele westfälische Städte und Gemeinden durch außergewöhnlichen starken Schneefall nahezu von der Außenwelt abgeschnitten. Mit einer einwöchigen Verschiebung begannen die zweitägigen Feierlichkeiten am Rathaus in Werdohl.

 

Verleihung der Stadtrechte mit Verspätung

Bei den Feierlichkeiten zur Verleihung der Stadtrechte gab es vormittags noch eine Arbeitstagung der Amtsverwalter des Kreises Altena im „Andreashof“ (später Hotel Reidemeister am Bahnhof) Um 11 Uhr fand dann unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die feierliche Verleihung der Stadtrechte an die Gemeinde Werdohl am Rathaus statt. Der damalige NS Bürgermeister Hagedorn bedankte sich in seiner Begrüßungsansprache bei der heimischen Industrie für die Stiftung einer Bronzestatue. Er merkte auch an, dass ein lang ersehnter Wunsch der Werdohler Bevölkerung endlich in Erfüllung ginge.  Die Vereinigten Männerchöre Werdohls sangen unter anderem die Hymne „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“. Mit der Feierstunde am Rathaus war das offizielle Programm aber noch nicht beendet. Am Nachmittag wurde auf der Funkenburg das neu errichtete HJ – Heim (ehemaliger Kindergarten) eingeweiht und anschließend fand ein Propagandamarsch durch die Stadtmitte statt.

 Stadtrechte Werdohl

Bild: Rathaus Werdohl. Aufgenommen während den Feierlichkeiten April 1936